Der Aargauer Pflug 

Von Peter Weniger

Der Ackerbau war über Jahrhunderte der wichtigste Teil der landwirtschaftlichen Kultur im Schweizer Mittelland. Dazu gehörte als wichtigstes Ackergerät der Pflug, ein Symbol der Landwirtschaft schlechthin.

Die Anfänge des Pfluges reichen bis etwa 2000 v. Chr. zurück, in Form von Furchenstöcken oder Haken, die den Boden auflockerten. Eine bedeutsame Verbesserung der Pflugtechnik erfolgte im Hochmittelalter. Die schollenwendenden, mit Vorwagen bestückten Pflüge, sowie die Verwendung von Eisen für die stark beanspruchten Teile setzten sich langsam durch. Es konnte nun tiefer umgegraben, besser gelockert und die Erdschollen einfacher gewendet werden.

Unser Aargauer Pflug ist ein sog. Kehrpflug oder Wendepflug, d.h. ein Pflug mit beidseitig um-stellbarem, beweglichem Streichbrett, das die Erdschollen wendet. Das Wegeisen schneidet die Schollen waagrecht ab.

Am Ende der Furche, nach dem Wenden des Pfluges, muss das Streichbrett umgesteckt wer-den damit die Erdschollen immer auf die gleiche Seite umgedreht werden. Ebenso werden die Pflugmesser (Sech) umgesteckt.

Die robuste Konstruktion erlaubte eine Furchentiefe bis zu 60 Zentimetern, was aber einen hohen Kraftaufwand benötigte. Je nach Bodenstruktur wurden mindestens 3 Ochsen oder Pferde vorgespannt. Der Knecht führte das Pferdegespann, der Bauer steuerte an den Sterzen den Pflug.
Das Wort „Jucharte“ („Jochart“, auch „Mannwerk“) ist mit „Joch“ verwandt und beschrieb ursprünglich die Fläche, die mit „Joch Ochsen“ innert eines Tages gepflügt werden konnte (32 bis 36 Aren Ackerfläche).
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Abgelöst wurde der Aargauer Pflug ab etwa 1880 vom Selbsthalter-Brabant-Pflug, der vollständig aus Eisen hergestellt war. Dieser Pflug benötigte nur noch eine Person zum Pflügen und war leichter zum Ziehen. 
Im Unterengstringer Wappen ist ein Wegeisen (Pflugschar) abgebildet, das die Verbindung zum Ackerbau zeigt, wie das Rebmesser zum Rebbau.