Limmattaler Zeitung  vom 30.08.22   >Link zur Zeitungsartikel

Drei Säuli und ein Wolf von der Marionettenbühne wohnen im Ortsmuseum

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Zum 50. Geburtstag gastiert die Marionettenbühne Unterengstringen mit einer kleinen Sonderausstellung im Ortsmuseum. Das erfreut sowohl Museumsleiter Paul Isenring wie auch Irene Ramseyer, die Präsidentin der Marionettenbühne. 

Paul Isenring vom Ortsmuseum Unterengstringen und Irene Ramseyer von der Marionettenbhne zeigen die Ausstellung mit den drei Suli und dem Wolf
Paul Isenring vom Ortsmuseum Unterengstringen und Irene Ramseyer von der Marionettenbühne zeigen die Ausstellung mit den drei Säuli und dem Wolf.



Neugierig blicken einem drei auf einer Leiter sitzende Säuli mit einem fröhlichen Lächeln entgegen, wenn man den grössten Raum des Unterengstringer Ortsmuseums betritt. Direkt daneben thront ein Wolf auf einer kleinen Erhöhung. Die liebevoll gestalteten Puppen stammen von der Marionettenbühne Unterengstringen, die zu ihrem 50. Geburtstag während eines Jahres im Ortsmuseum zu Gast ist.  Präsidentin Irene Ramseyer bedeutet dies viel: «Für uns ist es eine wertvolle Möglichkeit, den Leuten unsere Marionettenbühne näherzubringen.» Eine solche Zusammenarbeit fand letztmals vor zehn Jahren statt, als die Marionettenbühne ihr 40-Jahr-Jubiläum feierte.

Auch Ortsmuseumsleiter Paul Isenring freut sich über die besondere Ausstellung. «Die Säuli und der Wolf passen hier sehr gut rein», sagt er. Denn die Umgebung in diesem schönen alten Haus könne auch gut mit dem Backsteinhaus verglichen werden, in dem die Säuli im Kindermärchen Zuflucht vor dem Wolf finden.

Viele Jahre hatte die Marionettenbühne einen tschechischen Regisseur

Die Idee für die Ausstellung stammte von Fridel Born, Theaterleiter bei der Marionettenbühne. «Weil wir beide Lehrer waren – Fridel Primarlehrer in Unterengstringen und ich Sekundarlehrer in Oberengstringen –, haben wir uns früher immer wieder gesehen und halten den Kontakt bis heute», erklärt Isenring.

Als Born ihn angefragt hatte, habe er nicht lange überlegt und nach Absprache mit seinem Team sofort zugesagt. Zum Mittefasten zogen die drei Säuli und der Wolf Ende März ins Ortsmuseum und werden bis nächsten März zu Gast bleiben. Mit dem Unterengstringer Frühlingsfest werden im Ortsmuseum traditionellerweise neue Sonderausstellungen eingeläutet.

An der Wand hinter den Puppen ist die 50-jährige Geschichte der Marionettenbühne schriftlich festgehalten. «Wenn man etwas ausstellt, ist es immer sinnvoll, es zu dokumentieren und so dem Betrachter noch zusätzlich hintergründige Informationen zu liefern», sagt Isenring.

Neben dem Wolf sind von links nach rechts zu sehen das Ringelschwnzli das Chugelrnzli und das Firlifnzi
Neben dem Wolf sind von links nach rechts zu sehen: das Ringelschwänzli, das Chugelränzli und das Firlifänzi.


Das Bedeutendste in der Geschichte der Unterengstringer Marionettenbühne war dabei die langjährige Zusammenarbeit mit Jiri Jaros, einem tschechischen Professor für bildende Künste. «Unter seiner Regie sind sechs wundervolle Kinderstücke und drei Inszenierungen für Erwachsene entstanden», sagt Ramseyer. Die Zusammenarbeit dauerte von 1978 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2016.

Die drei Säuli verzaubern mit ihrem einzigartigen Charakter

Den Besuchern des Ortsmuseums, das jeden ersten Sonntag im Monat seine Türen öffnet, erzählt Isenring auch gerne die zur Ausstellung gehörende Geschichte «Die drü Säuli und de Wolf». Das tschinellenspielende Säuli ganz oben auf der Leiter trägt den Namen Chugelränzli, der schon viel über seinen Charakter aussagt. So ist es die meiste Zeit am Essen und wird auch schnell müde. Das Firlifänzi dagegen spielt Trompete, ist kleiner als die anderen beiden Säuli und hat einen kleinen Sprachfehler. «Es ist ein wenig das Dummerchen des Trios», sagt Ramseyer.

Das dritte Säuli in der Runde heisst Ringelschwänzli und spielt auf der Trommel. Als Gegensatz zum Firlifänzi verhält es sich meistens vernünftig und schlau. In der Geschichte ziehen die drei Säuli in die weite Welt hinaus und bauen sich jeweils ein Häuschen. Doch nur das Ringelschwänzli ist schlau genug, ein Haus aus Backstein zu bauen – und rettet damit sich selbst und die anderen Säuli vor dem bösen Wolf. Laut Ramseyer ist das bekannte Märchen sowohl bei Kindern als auch bei Eltern beliebt.

Das Ortsmuseum und die Marionettenbühne als Treffpunkte im Dorf

Die Marionettenbühne in Unterengstringen führte das Stück erstmals im Jahr 1990 auf und wagte damit etwas Neues: «Wir haben bei dieser Aufführung zum ersten Mal zusätzlich zu den Marionetten einen Menschen als Schauspieler eingesetzt», sagt Ramseyer. Insgesamt sei das Stück bestimmt 50-mal oder noch öfter auf ihrer Marionettenbühne gespielt worden.

Auch Peter Weniger links ist Teil des Unterengstringer Ortsmuseumsteams und freut sich ber die besondere Ausstellung
Auch Peter Weniger (links) ist Teil des Unterengstringer Ortsmuseumsteams und freut sich über die besondere Ausstellung.

Zurzeit kann der Verein gut auf die drei Säuli und den Wolf verzichten. «Wir haben dieses Jahr Premiere mit unserem neuen Stück ‹Kalif Storch› gefeiert und haben auch sonst noch einiges auf Lager», sagt Ramseyer. Jährlich hat die Marionettenbühne zwei bis drei Aufführungsserien.

Sowohl die Marionettenbühne im Alten Schulhaus in Unterengstringen als auch das Ortsmuseum sind vor allem bei den Familien aus der Region beliebte Ausflugsziele. Für Peter

Weniger, der im Ortsmuseumsteam aktiv ist, ist das alte Haus ein Treffpunkt für Jung und Alt.

«Die Leute kommen zu uns, und das zeigt für mich, dass sie an unseren Ausstellungen interessiert sind und durchaus eine Nachfrage besteht», sagt er. Neben temporären und festen Ausstellungsobjekten bietet das Ortsmuseum für seine Besucher auch immer wieder kleine Aktivitäten wie das gemeinsame Gritibänzbacken im alten Kachelofen des Hauses an.

Schulklassen springen besonders auf die Puppenausstellung an

Die kleine, aber feine Sonderausstellung zur Marionettenbühne wecke die Neugier der Museumsbesucher: «Die meisten Leute bleiben vor den drei Säuli und dem Wolf eine Zeitlang stehen und interessieren sich auch für die Hintergrundinformationen zum Stück und zur Marionettenbühne», sagt Weniger.
Besonders gut kommt sie laut seinem Kollegen Isenring jedoch bei Schulklassen an. «Viele Schüler kennen die Geschichte und sind deshalb sehr interessiert daran», sagt er. Zu den begeisterten Ausstellungsbesucherinnen gehört auch Ramseyer selbst: «Ich finde, die Figuren kommen im Museum sehr schön zur Geltung und bringen mit ihrer lustigen Art eine gute Stimmung in den Raum.»